VERFÜGBAR VON 18.8. BIS 14.9.
Ein ungewöhnlicher, meditativer Klang wabert durch eine Bar. Es ist die Lesiba, das Musikinstrument des Erzählers, der uns wispernd eintauchen lässt in diese Geschichte, die sich in den malerischen Bergen Lesothos zugetragen hat: „Tretet näher heran, Kinderchen, seid guten Mutes. Denn dies ist kein Todesmarsch und auch keine Beerdigung. Es ist eine Auferstehung.“ In den Bergen Lesothos wünscht sich die alte Witwe Mantoa den Tod herbei und trifft Vorkehrungen, um wie ihre Vorfahren in dieser Erde begraben zu werden. Doch als die Bewohner:innen erfahren, dass ihr Dorf einem Stausee weichen und sie umsiedeln sollen, findet Mantoa neuen Lebenswillen und entfacht den kollektiven Geist des Widerstands in ihrer Gemeinde.
Regisseur Lemohang Jeremiah Mosese kommt selbst aus Lesotho und präsentiert mit seinem ersten langen Spielfilm ein filmisches wie erzählerisches Meisterwerk. Bildgewaltig lehnt er sich immer wieder an Formen des epischen Theaters von Bertolt Brecht an, eignet es sich an und transformiert es. An seiner Seite: die kürzlich verstorbene südafrikanische Schauspiellegende Mary Twala Mhlongo, die der Witwe Mantoa eine fast mythische Kraft verleiht. Ein Film wie ein leiser, ermutigender Schrei des Protests, erzählt in wuchtigen, traumhaft komponierten Bildern.
DIRECTOR'S NOTES:
Solange ich mich erinnern kann, habe ich mich vertrieben gefühlt. Als ob ich kein Heimatland hätte. Als ich ein Kind war, wurden wir aus unserem Zuhause vertrieben. Es folgten andere Häuser, andere Schulen, andere Spielkameraden. Ich fühlte mich, als ob mir etwas weggenommen worden wäre. Ich ging oft ins Haus meiner Kindheit zurück und stahl die Spielsachen, die den neuen Kindern gehörten, die dort lebten. Mein Herz hat diesen Ort nie verlassen. Das Dorf meiner Grossmutter steht kurz vor der Vertreibung. Ich kenne noch jede Textur der Wände ihres Hauses, das Strohdach, den Geruch der Eichen nach dem Regen, den steinernen Kral. Bald wird es diesen Ort nicht mehr geben. Bald wird er abgerissen und überflutet werden, und das Wasser wird ins Herz Südafrikas geleitet. Lesothos gewaltige Gebirgsketten machen fast drei Viertel seines Terrains aus und sind für den Wasserreichtum des Landes verantwortlich.
Lesotho exportiert jährlich 780 Millionen Kubikmeter Wasser nach Südafrika durch das Highlands Water Project, ein imperialistisches System, das während der Apartheid in Südafrika konzipiert wurde. Ich erinnere mich an den Besuch von Nelson Mandela in Lesotho kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten. Er war zu einer Banddurchtrennung gekommen, um den Bau eines weiteren Staudamms zu feiern. Als kleiner Junge stand ich ganz vorne in der Masse und schaffte es, die Hand dieses gelobten Ritters der Demokratie zu schütteln. Erst später im Leben wurde mir klar, dass er das geerbte Highlands Water Project fortsetzen würde.
Wenn weitere Stauseen gebaut werden, werden Tausende von Dorfbewohnenden gewaltsam von ihrem Land vertrieben und in städtische Lebensräume umgesiedelt. Dabei verlieren sie nicht nur Vieh, Ernten und Lebensweise, sondern auch ihre individuelle und kollektive Identität. Die Zerstörung des Landes bringt die Entweihung der Toten mit sich; die Menschen sind gezwungen, ihre Angehörigen zu exhumieren oder sie zurück- und überfluten zu lassen. Wenn das Selbstverständnis so sehr mit dem Land der Vorfahren verwurzelt ist, ist dies undenkbar. Menschen, die ich interviewt habe, haben diesen Prozess der Vertreibung mit dem Tod verglichen. Mehr und mehr Wälder, Dörfer und Familienrelikte werden im Namen des Fortschritts ausgelöscht. Zerstört und vergessen in einem seelenlosen Marsch in die Zukunft. Ich persönlich bin nicht für oder gegen den Fortschritt. Ich bin eher daran interessiert, die psychologischen, spirituellen und sozialen Elemente zu hinterfragen, die mit ihm einhergehen. Lange bevor dieser Film konzipiert wurde, habe ich mit der Gleichgültigkeit von Zeit, Natur und Gott gerungen. In der Natur zeigt sich die Vulgarität Gottes und seines Wohlwollens. Die Schönheit und Gewalt des Lebens wird umgesetzt, wenn ein Kind geboren wird. Makellos und rein. Doch schon bald übernimmt die Schwerkraft die Macht und das Rad der Zeit schwächt den Körper. Ein weiteres Kind wird geboren, wird alt und stirbt. Es ist ein brutaler Zyklus. THIS IS NOT A BURIAL, IT‘S A RESURRECTION ist eine Meditation über Neu und Alt, Geburt und Tod. Durch Mantoas Augen sehen wir, dass es viel Dunkelheit zu bewältigen gibt, aber letztlich ist es eine Geschichte über die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes.
VERFÜGBAR VON 18.8. BIS 14.9.
Ein ungewöhnlicher, meditativer Klang wabert durch eine Bar. Es ist die Lesiba, das Musikinstrument des Erzählers, der uns wispernd eintauchen lässt in diese Geschichte, die sich in den malerischen Bergen Lesothos zugetragen hat: „Tretet näher heran, Kinderchen, seid guten Mutes. Denn dies ist kein Todesmarsch und auch keine Beerdigung. Es ist eine Auferstehung.“ In den Bergen Lesothos wünscht sich die alte Witwe Mantoa den Tod herbei und trifft Vorkehrungen, um wie ihre Vorfahren in dieser Erde begraben zu werden. Doch als die Bewohner:innen erfahren, dass ihr Dorf einem Stausee weichen und sie umsiedeln sollen, findet Mantoa neuen Lebenswillen und entfacht den kollektiven Geist des Widerstands in ihrer Gemeinde.
Regisseur Lemohang Jeremiah Mosese kommt selbst aus Lesotho und präsentiert mit seinem ersten langen Spielfilm ein filmisches wie erzählerisches Meisterwerk. Bildgewaltig lehnt er sich immer wieder an Formen des epischen Theaters von Bertolt Brecht an, eignet es sich an und transformiert es. An seiner Seite: die kürzlich verstorbene südafrikanische Schauspiellegende Mary Twala Mhlongo, die der Witwe Mantoa eine fast mythische Kraft verleiht. Ein Film wie ein leiser, ermutigender Schrei des Protests, erzählt in wuchtigen, traumhaft komponierten Bildern.
DIRECTOR'S NOTES:
Solange ich mich erinnern kann, habe ich mich vertrieben gefühlt. Als ob ich kein Heimatland hätte. Als ich ein Kind war, wurden wir aus unserem Zuhause vertrieben. Es folgten andere Häuser, andere Schulen, andere Spielkameraden. Ich fühlte mich, als ob mir etwas weggenommen worden wäre. Ich ging oft ins Haus meiner Kindheit zurück und stahl die Spielsachen, die den neuen Kindern gehörten, die dort lebten. Mein Herz hat diesen Ort nie verlassen. Das Dorf meiner Grossmutter steht kurz vor der Vertreibung. Ich kenne noch jede Textur der Wände ihres Hauses, das Strohdach, den Geruch der Eichen nach dem Regen, den steinernen Kral. Bald wird es diesen Ort nicht mehr geben. Bald wird er abgerissen und überflutet werden, und das Wasser wird ins Herz Südafrikas geleitet. Lesothos gewaltige Gebirgsketten machen fast drei Viertel seines Terrains aus und sind für den Wasserreichtum des Landes verantwortlich.
Lesotho exportiert jährlich 780 Millionen Kubikmeter Wasser nach Südafrika durch das Highlands Water Project, ein imperialistisches System, das während der Apartheid in Südafrika konzipiert wurde. Ich erinnere mich an den Besuch von Nelson Mandela in Lesotho kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten. Er war zu einer Banddurchtrennung gekommen, um den Bau eines weiteren Staudamms zu feiern. Als kleiner Junge stand ich ganz vorne in der Masse und schaffte es, die Hand dieses gelobten Ritters der Demokratie zu schütteln. Erst später im Leben wurde mir klar, dass er das geerbte Highlands Water Project fortsetzen würde.
Wenn weitere Stauseen gebaut werden, werden Tausende von Dorfbewohnenden gewaltsam von ihrem Land vertrieben und in städtische Lebensräume umgesiedelt. Dabei verlieren sie nicht nur Vieh, Ernten und Lebensweise, sondern auch ihre individuelle und kollektive Identität. Die Zerstörung des Landes bringt die Entweihung der Toten mit sich; die Menschen sind gezwungen, ihre Angehörigen zu exhumieren oder sie zurück- und überfluten zu lassen. Wenn das Selbstverständnis so sehr mit dem Land der Vorfahren verwurzelt ist, ist dies undenkbar. Menschen, die ich interviewt habe, haben diesen Prozess der Vertreibung mit dem Tod verglichen. Mehr und mehr Wälder, Dörfer und Familienrelikte werden im Namen des Fortschritts ausgelöscht. Zerstört und vergessen in einem seelenlosen Marsch in die Zukunft. Ich persönlich bin nicht für oder gegen den Fortschritt. Ich bin eher daran interessiert, die psychologischen, spirituellen und sozialen Elemente zu hinterfragen, die mit ihm einhergehen. Lange bevor dieser Film konzipiert wurde, habe ich mit der Gleichgültigkeit von Zeit, Natur und Gott gerungen. In der Natur zeigt sich die Vulgarität Gottes und seines Wohlwollens. Die Schönheit und Gewalt des Lebens wird umgesetzt, wenn ein Kind geboren wird. Makellos und rein. Doch schon bald übernimmt die Schwerkraft die Macht und das Rad der Zeit schwächt den Körper. Ein weiteres Kind wird geboren, wird alt und stirbt. Es ist ein brutaler Zyklus. THIS IS NOT A BURIAL, IT‘S A RESURRECTION ist eine Meditation über Neu und Alt, Geburt und Tod. Durch Mantoas Augen sehen wir, dass es viel Dunkelheit zu bewältigen gibt, aber letztlich ist es eine Geschichte über die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes.