Zustand und Gelände

Essay, Deutschland 2021

Nicht verfügbar
VERFÜGBAR VON 12.5. BIS 8.6. Ute Adamczewskis Dokumentarfilm erzählt die Geschichte einer Eskalation. Ausgangspunkt des Films sind sogenannte wilde Konzentrationslager, die unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ab März 1933 zur Ausschaltung politischer Gegner:innen eingerichtet wurden und heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. ZUSTAND UND GELÄNDE handelt von den Überschreibungen der Orte durch die Zeit und davon, wie sich unterschiedliche politische Erinnerungskulturen in sie eingeschrieben haben. Der Film verknüpft drei aufeinanderfolgende Zeiträume der deutschen Geschichte zu einem losen Narrativ, in dem Gewalt zur Durchsetzung von Macht eine wesentliche Rolle spielt. So erzählt ZUSTAND UND GELÄNDE nicht nur von Orten, die im Nationalsozialismus gleich zu Beginn Teil einer netzartigen faschistischen Infrastruktur wurden, sondern die später – nach dem 2. Weltkrieg, nach dem Ende der DDR, in der gesamtdeutschen Gegenwart des NSU – umkämpfte Räume einer Deutungshoheit von Geschichte und Legitimation politischer Linien wurden. Regisseurin Ute Adamczweski über ihren Film: Ein Motiv für meinen Film sind die erinnerungspolitischen Auseinandersetzungen in Deutschland seit dem Mauerfall. Exemplarisch lassen sie sich am sächsischen Gedenkstättengesetz von 2004 bis 2015 nachvollziehen. Dessen Gleichsetzung von Nationalsozialismus und DDR führte zu dem Vorwurf, eine Relativierung des NS und damit eine Re-Nationalisierung des Gedenkens zu betreiben. Die frühen Lager, in denen der Widerstand zum NS niedergemacht wurde, sind mir in diesem Kontext begegnet. In den spärlichen Veröffentlichungen dazu gab es keine Fotos. Erst bei den Ortsbesichtigungen wurde mir bewusst, dass sich die meisten Lager inmitten von Ortschaften befanden. Es war offensichtlich, dass man die Orte und die Lager zusammendenken muss. Durch einen Zufall konnte ich während der Dreharbeiten im Stadtarchiv Frankenberg einen Stapel Dokumente einsehen. Ganz oben lag eine Warenbestellung für das Lager Sachsenburg. In dem Stapel befanden sich noch Bewerbungsschreiben, Verhaftungs- und Verhörprotokolle. In jedem einzelnen Dokument konnte man die Verstrickungen des Lagers mit seiner Umgebung und die Beteiligung unzähliger Personen erkennen. Aus den Dokumenten und weiteren Quellen habe ich einen Filmtext entwickelt. Während das Bild in der Gegenwart bleibt, bewegt sich der Text durch die Zeit und zeigt die ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen, die zur Ausgrenzung bestimmter Gruppen und zur Eskalation von Gewalt geführt haben. Der Ausdehnung des NS in alle Lebensbereiche habe ich die vermeintliche Harmlosigkeit der Orte zur Seite gestellt. In den Filmbildern tauchen Mahnmale auf, die den Opfern des NS gewidmet waren. An deren Umwidmungen lassen sich die antagonistischen Positionen zur deutschen Geschichte ablesen.
120 Min.
HD
Ab 18 Jahren
Sprache:
Deutsch
Untertitel:
ArabischDeutschEnglischFranzösischPortugiesischRumänischRussischSpanisch

Auszeichnungen

Preis der deutschen Filmkritik: Bester Dokumentarfilm 2021
FID Marseille 2019: Prix premier
DOK.Leipzig 2019: Goldene Taube und ver.di-Preis

Weitere Informationen

Drehbuch:

Ute Adamczewski

Originaltitel:

Zustand und Gelände

Format:

16:9 HD, Farbe

Altersfreigabe:

Ab 18 Jahren

Sprache:

Deutsch

Untertitel:

ArabischDeutschEnglischFranzösischPortugiesischRumänischRussischSpanisch

Weiterführende Links:

IMDb

The Movie Database