Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão

Drama, Deutschland/Brasilien 2019

Nicht verfügbar
Präsentiert im Rahmen der 33. Lateinamerikafilmtage Rio de Janeiro in den 1950er Jahren: Die unzertrennlichen Schwestern Eurídice und Guida sind zwei lebenshungrige junge Frauen, die sich nicht mit den Regeln der patriarchalischen Gesellschaft abfinden wollen. Beide haben einen Traum: Die introvertierte und talentierte Eurídice will Pianistin werden und auf dem Konservatorium in Wien studieren, die extrovertierte Guida sucht die wahre Liebe. Alles ändert sich, als Männer in das Leben der beiden Schwestern treten. Guida lernt einen griechischen Seemann kennen und verlässt mit ihm Südamerika. Kurze Zeit später kehrt Guida enttäuscht von ihrer Ehe zurück – doch Euridice wohnt nicht mehr zu Hause und der Vater verheimlicht Guida den Ort, wo ihre Schwester lebt und verstößt sie. Die Schwestern geben die Hoffnung nie auf, einander zu finden ... „Hinter der historischen Kulisse von Karim Aïnouz’ scharfsinniger Romanverfilmung scheint der Traum eines von Gerechtigkeit, Gleichheit und Diversität bestimmten Brasiliens hervor. Das berührende und engagierte Werk gewann bei den Filmfestspielen in Cannes in der Sektion „Un certain regard“ den Hauptpreis.“ Filmkunstmesse Leipzig REGIEKOMMENTAR KARIM AÏNOUZ: Der Film ist inspiriert vom Roman „Die vielen Talente der Schwestern Gusmão“ (A Vida Invisível de Eurídice Gusmão) von Martha Batalha. Ich war tief bewegt, als ich das Buch entdeckte. Es rührte an höchst lebendige Erinnerungen aus meinem eigenen Leben. Ich wuchs im konservativen brasilianischen Nordosten der 1960er Jahre auf, in einer Familie, in der die Frauen in der Mehrzahl waren – eine matriarchale Familie in einem hochgradig männlich-chauvinistischen Umfeld. Die Männer hatten sich entweder aus dem Staub gemacht oder sie waren oft abwesend. In einer patriarchalen Kultur hatte ich die großartige Möglichkeit, Teil einer Familie zu sein, in der die Frauen die Show bestimmten – sie hatten die Hauptrollen. Was mich dazu bewegte, den Roman von Martha Batalha fürs Kino zu adaptieren, war der Wunsch, die vielen unsichtbaren Leben sichtbar zu machen, wie die meiner Großmutter, meiner Tanten und so vieler anderer Frauen in dieser Zeit. Ihre Geschichten wurden noch nicht ausreichend erzählt, weder in der Literatur noch in den Geschichtsbüchern noch im Kino. Wie haben sich Frauen in den 1950er Jahren verhalten, wenn sie zum ersten Mal Sex mit ihrem frisch gebackenen Ehemann hatten? Wie haben sie es angestellt, nicht schwanger zu werden, bevor die Mittel der Empfängnisverhütung verfügbar waren? Wie konnte eine alleinerziehende Mutter ihr Kind in einem Umfeld durchbringen und behüten, das sie auf so schreckliche Weise ausschloss? Wir können solche Fragen nicht als gegeben voraussetzen. Die Herausforderung besteht darin, sie von einem intimen, persönlichen Standpunkt aus anzugehen – und das tut der Roman auf eine brillante Weise. Das Melodram ist mit dem Aufkommen der Telenovelas im brasilianischen Fernsehen verwässert und zu einem heiklen Genre geworden. Und doch bewegen sie jeden Tag Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern und beweisen, dass das Melodram eine große Kraft haben kann. In meinem Film habe ich versucht, das Melodram als eine radikale ästhetische Strategie einzusetzen, um eine soziale Kritik unserer Zeit zu umreißen – gleichzeitig visuell strahlend und tragisch, prachtvoll und rau. Ich wollte eine Geschichte erzählen, das ein unsichtbares Kapitel der Geschichte der Frauen zum Leuchten bringt. Ich wollte eine Geschichte von Solidarität erzählen, davon, dass wir zusammen viel stärker sind als vereinzelt, egal wie unterschiedlich wir auch sein mögen. Ich stellte mir für „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ einen Film voller leuchtender Farben vor, mit einer Kamera, die dicht an den Figuren ist und mit ihnen lebt. Einen Film voller Sinnlichkeit, Musik, Drama, Tränen, Schweiß und Mascara, aber auch einen Film, der Härte, Gewalt und Sex in sich trägt; ein Film, der sich nicht davor fürchtet, sentimental zu sein, bigger than life, und der dem Herzschlag meiner beiden Hauptfiguren folgt: Guida und Eurídice.
Sprache:
Portugiesisch
Untertitel:
Deutsch

Auszeichnungen

Cannes 2019 – Hauptpreis der Sektion „Un certain regard“

Weitere Informationen

Komposition:

Benedikt Schiefer

Drehbuch:

Murilo Hauser

Besetzung:

Carol Duarte (Eurídice)

Julia Stockler (Guida)

Fernanda Montenegro (Older Eurídice)

Gregório Duvivier (Antenor)

Bárbara Santos (Filomena)

Flávia Gusmão (Ana)

Originaltitel:

A Vida Invisível de Eurídice Gusmão

Originalsprache:

Portugiesisch

Format:

16:9 HD, Farbe

Altersempfehlung:

Ab 14 Jahren

Altersfreigabe:

FSK 12

Sprache:

Portugiesisch

Untertitel:

Deutsch