Die kleine Verkäuferin der Sonne

Kurzfilm/Kinderfilm, Schweiz/Senegal 1999

Nicht verfügbar
Präsentiert im Rahmen der Afrikanischen Kinowelten Die zwölfjährige Sili Laam kann nur auf Krücken gehen. Sie lebt mit ihrer blinden Großmutter auf den Straßen von Dakar. Während alle Jungen um sie herum Zeitungen verkaufen, muss Sili für ihren täglichen Lebensunterhalt betteln. „Was Jungen können, können Mädchen auch“, sagt sie sich und dringt mutig in eine Männerwelt ein. Auch sie will Zeitungen verkaufen können. Bei der Auslieferstelle der Tageszeitung Le Soleil (Die Sonne) erhält sie dank ihrer Beharrlichkeit die Chance, 13 verbliebene Exemplare zu veräußern. Die 13 soll ihre Glückszahl werden. Gleich am ersten Tag kauft ihr jemand alle Zeitungen ab und gibt ihr einen großen Schein. Viel Geld, für das Sili normalerweise einen Monat lang jeden Tag arbeiten müsste. Beim Versuch, den Schein zu wechseln, wird sie von einem Polizisten des Diebstahls verdächtigt. Auf dem Polizeirevier nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen und fordert vom Kommissar eine Entschuldigung – mit Erfolg. Sie kann das Geld behalten und kauft einen Sonnenschirm für ihre Großmutter, den Rest verteilt sie an Bedürftige und tanzt und feiert vor Freude mit ihren Freunden in den Straßen. Als einzige Zeitungsverkäuferin stößt sie auf fortwährende Hindernisse, steht aber mutig für sich und andere ein. Unbekümmert kämpft sie für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit. DIE KLEINE VERKÄUFERIN DER SONNE ist nach DAS LOS – DER FRANC der zweite Teil einer unvollendet gebliebenen Trilogie, die Djibril Diop Mambéty als eine Feier der „kleinen Leute“ in den Fängen einer globalen Wirtschaft, die, wie er sagte, „verrückt geworden“ war, geplant hatte. Er erzählt Geschichten von kleinen Leuten, Geschichten, die nah am Menschen sind. Man spürt, er weiß, wovon er erzählt. Er ist ein Magier des Kinos, der aus der Verbindung von Realismus und Poesie eine Utopie aufscheinen lässt. Am Ende des Films steht ein Akt der Solidarität und Verbundenheit: Ihrer Krücken beraubt, wird Sili getragen, dazu flüstern Stimmen: „Diese Geschichte wird ins Meer geworfen. Wer sie als erste einatmet, kommt ins Paradies.“ DJIBRIL DIOP MAMBÉTY ÜBER SEINE FILME: Parallel zu einer Trilogie von Spielfilmen bin ich mit einer Trilogie kürzerer Filme beschäftigt, der ich den Untertitel Histoires de petites gens (Geschichten von kleinen Leuten) gegeben habe. Diese Menschen sind wichtig, weil sie als einzige konsequent handeln. Es sind einfache und doch mutige Menschen. Sie werden nie ein Bankkonto haben, sondern sind jeden Tag mit der Frage nach dem Überleben konfrontiert. Es sind ehrliche Menschen. Der erste Film der Trilogie ist DAS LOS – DER FRANC, der zweite DIE KLEINE VERKÄUFERIN DER SONNE. Mit diesen Filmen möchte ich dem Mut der Straßenkinder die notwendige Anerkennung zukommen lassen. Die Liebe der Kinder ermutigt mich, den Alten, den Korrupten und denjenigen zu trotzen, deren Reichtum ihre eigene Seele nicht berührt. Wenn ich Kinder sehe, möchte ich ihnen Flügel verleihen. Ich möchte, dass sie unserem Kalkül und unserer Schwerkraft entrinnen. In dieser Trilogie ist, leider, das Geld von großer Bedeutung. Es hat sicher eine Zeit gegeben, in der die Menschen untereinander auf andere Weise getauscht haben. Aber irgendwann wollten die einen reicher sein, als die anderen. Das war ganz am Anfang der Menschheit, als der Begriff des Teilens untergegangen ist. Und so hat man arme Leute geschaffen und man hat reiche Leute geschaffen. Nun, das ist das ganze Kreuz mit dem Menschen. „Le franc“, das ist das Geld, ich wünsche den Kindern, dass sie aufrichtige („franc“) und nicht geldsüchtige („à franc“) Menschen sind. Die Form der Trilogie habe ich gewählt, weil das Leben in drei Stufen verläuft: klein, groß, alt. Das Leben ist ein Theaterstück, und die meisten Theaterstücke haben drei Akte: einen Prolog, eine Handlung und einen Epilog. Ich befinde mich meiner Meinung nach irgendwo zwischen den ersten beiden Stadien der Trilogie des Lebens. Warum wird DIE KLEINE VERKÄUFERIN DER SONNE jetzt verfilmt? Warum nicht? Es steht nicht in meinem Kalender, sondern im Kalender des Lichts, das weiß, wann es aufscheint. Und die jetzige winterliche Zeit erinnert uns daran, dass DAS LOS – DER FRANC am Vorabend der Abwertung des Westafrikanischen Franc gedreht wurde. Die kleine Verkäuferin ist zu der Zeit unterwegs, in der die nationale senegalesische Presse – nach einem Prozess, in dem ein französischer Zuckerkonzern gegen die Pressegruppe Sud communications vorging – einen großen Umbruch erlebt. Jetzt ist die Zeit. Worum geht es in DIE KLEINE VERKÄUFERIN DER SONNE? Ein junges behindertes Mädchen, das um Almosen bittet, wird von Kindern, die Zeitungen verkaufen und es immer eilig haben, umgestoßen. Sie fällt hin, steht auf und beschließt, nicht mehr zu betteln, sich nicht mehr umstoßen zu lassen und wie alle anderen Zeitungen zu verkaufen. Sie befreit sich von der Abhängigkeit und dem Betteln. Sie wird eine wunderbare Frau. Wie alt ist sie? Sie ist in dem Alter, in dem alles möglich ist. Zwischen zwölf und 13 ... Wo findet dieses Abenteuer statt? Es trägt sich zu zwischen der Sahara, wo bald der Harmattan-Wind wehen wird, und dem Atlantik. Wir sind in Dakar, nicht weit vom Markt entfernt, der vor mehr als drei Jahren durch die Nachlässigkeit des Landes niedergebrannt ist. Ein Land, das ein so schönes Objekt, eine so schöne Architektur aus den 1930er Jahren vergessen hat. Wir halten uns in den Straßen auf, wo der Markt wiederbelebt wurde. Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. DIE KLEINE VERKÄUFERIN DER SONNE lässt die Frauen und das Kino erstrahlen. Bilden Ihre Filme für Sie ein Ganzes, eine Linie? Gibt es etwas, das sie verbindet? Wahrscheinlich mich. Ja, mich. Aber sie sind zunehmend offener und optimistischer ... Ich werde erwachsen. Ich bin erwachsen geworden, wie die kleine Verkäuferin der Sonne. Ich bin meine Krücken losgeworden. Aber wissen Sie, es ist ein kleiner Schritt vom Leben zum Kino. Ich weiß nicht, auf welcher Seite ich diesen Schritt machen soll. Wer ist heute freier, Sie als Filmemacher oder Ihre Filme? Meine Filme, wenn Sie die Filme meinen, die ich bereits gemacht habe. Sie sind frei, weil sie abgedreht sind, und ich nicht mehr über sie nachdenke. Ich behalte meinen Anteil an der Freiheit. Ich bin frei, weil ich auch vom Kino Abstand genommen habe. Ich hatte die sinnliche Erkenntnis, ein halbes Jahrhundert alt zu sein – genau zu der Zeit, als das Kino 100 Jahre feierte. Die Freiheit ist vorhanden, aber die Möglichkeiten und mit ihr die Filme, werden immer seltener. Ich glaube, dass DIE KLEINE VERKÄUFERIN DER SONNE, der eine selten zu findende Anziehungskraft der Unschuld ausstrahlt, mein wichtigster Film wird. Er steht im Zentrum einer Trilogie, die mit DAS LOS – LE FRANC ihren Auftakt fand. Beim derzeitigen Stand der Dinge ist der dritte Film auf Stand-by, denn er wird wirklich von DIE KLEINE VERKÄUFERIN DER SONNE bestimmt werden. Ist jeder Film ein Abenteuer, ein äußerster Kraftakt bis zu seinem Ende? Jeder Film ist der Begleiter eines Augenblicks. Aber da das Leben Erinnerung ist, machen wir Filme. Er ist ein schöner Begleiter. Was bleibt, wenn ein Film beendet ist? Wenn der Film zu Ende ist und die Abschiedsworte gesprochen sind, bedeutet das, dass alles gut gegangen, dass nichts verbraucht ist und dass alles noch kommen wird. Und das ist großartig. Ist das Kino heute noch genauso unverzichtbar für Sie wie vor 25 Jahren? Vor 25 Jahren wollte ich gewinnen, ich wollte mich beweisen. Jetzt will ich meine Leistungen krönen. Ich will wieder lernen. Die Annahme, dass es schwierig ist, Kino zu machen ist falsch. Das Rohmaterial, mit dem die Filme gemacht werden, ist Leidenschaft. Die Magie dessen, was als „die siebte Kunst“ bezeichnet wird, besteht darin, dass es ausreicht, zu beschreiben, ... dass es keine einzigartigen Künstler gibt, dass letztlich jeder einzigartig ist. Kino kann sich leicht in etwas Großartiges verwandeln. Wenn man nicht sein Sklave ist, muss man sein Meister sein. Kino ist wie ein Wind. Man muss in die Richtung blasen, von der man weiß, dass dort Blumen sind, die sich bewegen wenn man bläst, aber nicht, wenn dort eine Wand steht. Sie müssen die Blume beeinflussen, die die Mauer niederreißt. Sie müssen sich der Blume zuwenden, wenn Sie wollen, dass die Mauer fällt. Denn nur die Blume hat die Kraft, die Mauer niederzureißen. Was ist interessanter, einen Film zu konzipieren oder ihn zu machen? Ihn zu machen natürlich ... Wir müssen es tun, um den Kindern zu zeigen, dass sie wirklich träumen können, weil sie ihre Träume auch realisieren können. Konzipieren ist sicherlich wichtig, aber Filme machen ist eine unerlässliche Aufgabe. Was treibt Sie an, die Motivation in den Menschen zu finden und zu wecken? Die Auswahl der Personen, mit denen man arbeitet, scheint wichtig zu sein ... Ich glaube an die Kraft des Windes, an das Gebot des Windes. Ich weiß, wie ich auf den Wind warten kann, weil ich den Wind liebe und auf den Wind höre. Ich öffne mich für den Wind. Rückenwinde, die mir gleichgültig sind, ziehen vorbei. Aber der Wind, auf den ich warte, kommt, füllt mich aus und trägt mich fort. Nur Möglichkeiten treffen sich. Es begegnen sich nur Möglichkeiten, nicht unbedingt Freunde, aber mögliche Freunde. Also warte ich auf Gelegenheiten. Und wenn sie dann eintreffen, vollbringen wir gemeinsam kleine Wunder. Ich danke stets meinen Möglichkeiten. Auszüge aus einem Interview mit Michel Amarger. Ecrans d’Afrique, deuxième semestre 1998, numéro 24.
Sprache:
Französisch
Untertitel:
Deutsch

Weitere Informationen

Komposition:

Wasis Diop

Besetzung:

Lissa Balera (Sili Laam)

Dieynaba Laam (Großmutter)

Tayerou M'Baye (Babou Seck)

Moussa Baldé (der Junge im Rollstuh)

Oumou Samb (die verrückte Frau)

Originaltitel:

La petite vendeuse de soleil

Originalsprache:

Wolof

Format:

16:9 SD, Farbe

Altersempfehlung:

Ab 6 Jahren

Altersfreigabe:

FSK 0

Sprache:

Französisch

Untertitel:

Deutsch

Weiterführende Links:

IMDb

The Movie Database