Bellaria - so lange wir leben!

Dokumentarfilm, Österreich/Deutschland 2002

Nicht verfügbar
VERFÜGBAR VON 3.6. BIS 30.6. Sonderprogramm anlässlich des einjährigen Geburtstags unseres kino3! „Wenn sich langsam der Kinovorhang öffnet, geht für sie die Sonne auf, in Zarah Leanders Augenaufschlag, mit Marika Rökks Hüftschwung, bei Johannes Heesters Gesang. Im Bellaria Kino sind die Filme zwar mindestens 50 Jahre alt, doch für die treuen Stammbesucher*innen sind sie ein Stück Jugend. Hier brechen sie in eine Welt auf, die es lange nicht mehr gibt. Ein berührender und zugleich komischer Film über Seh(n)süchte, Rituale und einen Ort außerhalb unserer Zeit.“ Andre Heller hat es einstmals besungen, das eigentümliche kleine Kino in der Museumsstraße in Wien. In seinem Chanson erwähnt er österreichische Leinwandlegenden wie Oskar Sima oder Lizzy Waldmüller, die für uns mittlerweile wie Exoten klingen. Wer sich jemals selbst ins Bellaria Kino begibt, der taucht ein in eine ganz seltsam eigentümliche Welt. Das Kino selbst atmet den verstaubten Charme der 1950er Jahre, das Durchschnittsalter der Stammbesucher*innen ist sehr hoch. Die 70- und 80-Jährigen betrachten das Bellaria als ihre zweite Heimat, so selbstverständlich wählen sie ihre Sitze im Kino wie die im Foyer. Von ihren täglichen Kinoträumen handelt der sehenswerte Dokumentarfilm des Kölner Dokumentaristen Douglas Wolfsperger, der die seltene Kunst beherrscht, in dem Film Fragen zu beantworten, wenn sie sich wirklich stellen, das wirklich Skurrile seiner Portraitierten hervorzulocken, ohne ihnen den Respekt zu nehmen. So kann man über die alten Wiener Kinofans herzlich lachen, ohne sie auszulachen. Da ist das in die Jahre gekommene einstige Revuesternchen, das mit dem Vorführer eine kratzbürstige Freundschaft pflegt, zu der auch eine merkwürdige Pediküre gehört. Da ist der Vorführer selbst, genau so alt wie sein Stammpublikum. Er wirkt wie ein alternder Django und hat sich aus den Bellaria-Filmen eine mittlerweile eine ganz merkwürdige krude Lebensphilosophie zusammengezimmert. Da ist die Witwe, die froh ist, endlich ihren tyrannischen Ehemann loszusein und die sich jede Kinokarte im wahrsten Sinne vom Mund abspart. Da ist der fanatische Zarah-Leander Fan, der sie selbst noch gekannt hat, sich gern wie sie kleidet und selbst wie Woody Allen aussieht. Da ist der in einem unerschöpflichen Kinoarchiv lebende Sammler, da sind die Törtchen vernaschenden Damen, die beim Kinobesuch die Hüte auflassen und last but not least die fanatischen Schwestern, extra angereist aus München, um von Leinwandstar Karl Schönböck ein Autogramm und von Marika Rökk einen Blick zu erhaschen. Sie wirken alle wie ein bisschen arg in die Jahre gekommene Teenager und dies verweist auch auf das einzig Wehmütige in dem Film, denn es ist nicht nur eine vergangene, es ist real eine sehr vergängliche Welt, in der die Kinozuschauer vom Bellaria leben und die für sie nur auf der Kinoleinwand immer gleich jung bleibt. Eine Stammbesucherin bringt es auf den Punkt: „Da wir keine Zukunft haben, leben wir in der Vergangenheit.“ In einer Vergangenheit allerdings, in der die Kinoträume längst die Oberhand über die Realität gewonnen haben. Bildrechte © Wolfsperger Filmproduktion
Sprache:
Deutsch

Weitere Informationen

Kamera :

Helmut Wimmer

Komposition :

Hans-Jürgen Buchner

Originaltitel:

Bellaria, So lange wir leben

Originalsprache:

Deutsch

Format:

16:9 HD, Farbe

Altersempfehlung :

Ab 14 Jahren

Altersfreigabe:

FSK 0

Sprache:

Deutsch

Weiterführende Links:

IMDb

The Movie Database