Konrad Wolf

* 1925 Hechingen, Deutschland | † 1982
Konrad Wolf (1925-1982) war der bedeutendste Filmregisseur der DDR, Präsident der Akademie der Künste seit 1965, Sohn des Dramatikers, Arztes und Kommunisten Friedrich Wolf und seiner Frau Else. Seine Filme machen ihn zum Chronisten der DDR und des eigenen dramatischen Lebens, das immer dem Schicksal der Familie und deren Traum vom Sozialismus in einem „anderen“ Deutschland verbunden bleibt. Seine filmische Sicht auf Deutschland ist geprägt durch seine Geschichte: Als Achtjähriger emigriert er mit seiner Familie nach Moskau, als 19-Jähriger kehrt er in der Uniform der Roten Armee zurück. Als späterer Regisseur und Kulturfunktionär weicht er zwar nicht ab von seinen kommunistischen Idealen, blickt aber immer fragend auf die Welt, versteckt sich nicht hinter Dogmen und Prinzipien. Konrad Wolf wurde am 20. Oktober 1925 in Hechingen bei Tübingen geboren. Im Jahr 1927 zog die Familie nach Stuttgart, wo Wolf Mitglied der kommunistischen Jungpioniere wurde. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten ging die Familie Wolf über Frankreich und die Schweiz ins Exil in die Sowjetunion. Sie lebten dort ab März 1934 bei Peredelkino und in Moskau, wo Konrad Wolf zunächst die deutsche Karl-Liebknecht-Schule besuchte. Die Familie erhielt 1936 die sowjetische Staatsbürgerschaft und Wolf wurde Mitglied der sowjetischen Jungpioniere. Von 1937 bis 1941 besuchte er dann eine russische Mittelschule. In diese Zeit fiel auch Wolfs erste Arbeit beim Film: Der Zehnjährige, der von seinem Vater bereits als Kleinkind in Stuttgart mit Film und Theater vertraut gemacht worden war, spielte in Gustav von Wangenheims KÄMPFER 1936 ein Kind antifaschistischer Eltern. Als Dauergast in den Moskauer Kinos sah er zudem viele Filme, die den späteren Regisseur tief beeindruckten, etwa von Georgi und Sergey Vasilev, Leonid Trauberg und Grigori Kozintsev. Nach dem Einmarsch deutscher Soldaten in die Sowjetunion und der Evakuierung der Familie nach Alma-Ata im Oktober 1941, beschloss Wolf im Winter 1942, sich freiwillig zur Roten Armee zu melden. Dort wurde er in der Politabteilung unter anderem als Dolmetscher eingesetzt. Später diente er als Leutnant der 47. Armee bei der Rückeroberung Warschaus und schließlich der Befreiung Berlins. Kurzzeitig übernahm er dort das Amt des Stadtkommandanten von Bernau, dessen Ehrenbürger er später wurde. Nach Ende des Krieges blieb Wolf in Berlin und half als Korrespondent für die Lokalnachrichten beim Aufbau der Berliner Zeitung. 1946 war er als Kulturreferent der Sowjetischen Militäradministration Sachsen-Anhalts schließlich für die darstellende Kunst verantwortlich, engagierte sich so für den Wiederaufbau des kulturellen Lebens und beteiligte sich nicht zuletzt an der Gründung der DEFA. Er schied als Oberleutnant aus der Roten Armee aus und entschloss sich 1949 für ein Regiestudium am Staatlichen Allunionsinstitut für Kinematografie (VGIK) in Moskau. An der Filmhochschule wurde er unter anderen von Michail Romm und Alexander Dowschenko unterrichtet. Praktika während des Studiums brachten Wolf Erfahrung als Regie-Assistent ein, so zum Beispiel bei Joris Ivens FREUNDSCHAFT SIEGT (1952) und Kurt Maetzig ERNST THÄLMANN – SOHN SEINER KLASSE (1954). 1955 erlangte er sein Diplom mit dem Abschlussfilm EINMAL IST KEINMAL. Im Anschluss an sein Studium begann Konrad Wolf seine Karriere beim DEFA-Studio für Spielfilme, bei dem er zum wichtigsten und weltweit bekanntesten DDR-Regisseur der 1960er und 1970er Jahre wurde und für das er zahlreiche Preise gewann. Zu seinen festen Partnern zählten dabei neben den Autoren Karl Georg Engel und Paul Wiens seit seinem autobiographisch gefärbten ICH WAR NEINZEHN (1967), Wolfgang Kohlhaase. Kennzeichnend für Wolf war seit seinen frühen Filmen wie LISSY (1957), in dem er das Abrutschen Deutschlands in den Nationalsozialismus nachzeichnete, der kritische Realitätsbezug seiner Werke. In STERNE beschrieb Wolf denkwürdig die Beziehung eines deutschen Soldaten und einer gefangenen Jüdin im fortgeschrittenen Zweiten Weltkrieg, wofür er in Cannes und Karlsbad ausgezeichnet wurde. Nachdem er 1961 das bereits in den 1930er Jahren von seinem Vater verfasste Schauspiel PROF. MAMLOCK verfilmt hatte, schickte sich Konrad Wolf 1964 in DER GETEILTE HIMMEL an, seinen ersten großen zeitgenössischen Film zu drehen; ein Drama, in dem er sich sehr unvoreingenommen mit der Realität des geteilten Deutschlands auseinandersetzte. ICH WAR NEUNZEHN, der Wolfs Erfahrungen bei der Roten Armee verarbeitete, folgte 1971 GOYA nach dem Roman Lion Feuchtwangers. In der Filmbiografie zeichnete er das Leben des spanischen Hofmalers nach, das unter ständiger Spannung zwischen Kunst, Macht und Gesellschaft steht. In DER NACKTE MANN AUF DEM SPORTPLATZ (1974) stand die Kunst der Gegenwart im Mittelpunkt, genauer: das unterschiedliche Verständnis derselben, im Blick von Künstler und Betrachtern, dass Wolf hier satirisch inszenierte. Sein international wohl bekanntester, wiewohl auch letzter Film sollte 1980 schließlich jedoch SOLO SUNNY werden. Das Drama über die Sängerin Sunny, die mit ihrer Ostberliner Band von Auftritt zu Auftritt durch Kleinstädte zieht, auf der Suche nach ihrem Platz in der Lebensrealität der DDR, wurde auf der Berlinale mit dem Preis des internationalen Filmkritikerverbands ausgezeichnet. Der teils halbdokumentarische Film ließ deutlicher als bereits zuvor Wolfs durchaus auch kritische Haltung gegenüber der sozialistischen Wirklichkeit erkennen. Neben der praktischen Arbeit beim Film engagierte sich der kulturpolitisch vielfältig tätige Wolf ab Juni 1965 als Präsident der Akademie der Künste insbesondere als Mediator zwischen unterschiedlichen kulturellen Gruppierungen innerhalb der DDR. Konrad Wolf war 1967 Gründungsmitglied des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR und gehörte dessen Vorstand an. 1981 war er Delegierter des X. Parteitages der SED und wurde zum Mitglied des Zentralkomitees gewählt. Ebenfalls 1981 besuchte Konrad Wolf die Orte seiner Kindheit in Deutschland und bei Moskau in der Vorbereitung eines neuen Films. Diesen, wie auch das seit 1980 von ihm geleitete dokumentarische Filmprojekt BUSCH SINGT, konnte er jedoch nicht mehr fertig stellen. Der Regisseur starb am 7. März 1982 in Berlin an den Folgen einer Krebserkrankung mit nur 56 Jahren. Konrad Wolf zu Ehren benannte die Akademie der Künste der DDR ihr Schrift- und Dokumentarchiv nach dem Regisseur, 1985 erhielt schließlich auch die Hochschule für Film und Fernsehen der DDR in Potsdam-Babelsberg seinen Namen. Im gleichen Jahr entstand unter der künstlerischen Leitung seines langjährigen Mitarbeiters Wolfgang Kohlhaase der biografische Dokumentarfilm DIE ZEIT DIE BLEIBT. Quellen: defa-stiftung.de und filmportal.de Filmografie (Auswahl): 1980: SOLO SUNNY 1977: MAMA, ICH LEBE 1974: DER NACKTE MANN AUF DEM SPORTPLATZ 1971: GOYA 1968: ICH WAR NEUNZEHN 1964: DER GETEILTE HIMMEL 1961: PROFESSOR MAMLOCK 1960: LEUTE MIT FLÜGELN 1959: STERNE 1958: SONNENSUCHER 1957: LISSY 1956: GENESUNG 1955: EINMAL IST KEINMAL