Thomas Schadt

* 1957 Nürnberg, Deutschland
Der Autor, Produzent, Regisseur, Kameramann und Fotograf Thomas Schadt wurde 1957 in Nürnberg geboren. Mit über 50 Filmen gehört er zu Deutschlands bedeutendsten Dokumentaristen. Er begann nach dem Abitur mit einer Fotografenlehre und jobbte u. a. als Filmvorführer, Kameraassistent und Theaterfotograf, bis er von 1980 bis 1983 an der Film- und Fernsehakademie (DFFB) in Berlin studierte. 1983 gründete er seine eigene Produktionsfirma Odyssee-Film und realisierte den Dokumentarfilm FÜR DIE EWIGKEIT, in dem er Begegnungen auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände seiner Heimatstadt schilderte und für den er 1984 den Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg erhielt. Seitdem arbeitet er als Dokumentarfilmer, Fotograf, Kameramann und Buchautor zugleich. In dem Film GEFÜHL DES AUGENBLICKS (1989) spürt Thomas Schadt der Arbeit seines Vorbildes, des Schweizer Fotografen Robert Frank nach. Kurz nach dem Fall der Mauer entstand 1990 sein Film MAGAZIN DER BILDER. Für seine Studie über den AUTOBAHNKRIEG (1991) erhielt er 1993 den Grimme-Preis. International bekannt wurde er mit dem Dokumentarfilm DIE VERGESSENE STADT (1992). In New York entstand u. a. sein Großstadtportrait MANHATTAN STORIES (1997). DER KANDIDAT, das beeindruckende Porträt von Gerhard Schröder während des Bundestagwahlkampfs 1998 erhielt er ein Jahr später den Deutschen Fernsehpreis. Mit BERLIN: SINFONIE EINER GROSSSTADT (2002) interpretierte Thomas Schadt Walther Ruttmanns Filmklassiker der 1920er Jahre neu. In den darauffolgenden Jahren folgten das Dokudrama CAROLA STERN: DOPPELLEBEN (2003), die Dokumentation AMOK IN DER SCHULE – DIE TAT DES ROBERT STEINHÄUSER (2005), DER MANN AUS DER PFALZ (2009), DER RÜCKTRITT (2014) und FUSSBALL – EIN LEBEN: FRANZ BECKENBAUER (2015). Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Grimme-Preis und den Deutschen Fernsehpreis. Zuletzt drehte er DAS KINO IST TOT, ES LEBE DAS KINO: BERLINALE-BEOBACHTUNGEN, einen Dokumentarfilm über die Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Seit 1991 übernimmt Thomas Schadt zusätzlich zahlreiche Lehrtätigkeiten an Filmhochschulen und Universitäten. Er ist außerdem Mitinitiator und Mitbetreuer der SWR Debüt-Reihe „Junger Dokumentarfilm“, die 2001 und 2002 für den Grimme-Preis nominiert wurde, und Mitglied der Europäischen sowie der Deutschen Filmakademie. Thomas Schadt wurde 2000 zum Professor an der Filmakademie Baden-Württemberg (Regiefach Dokumentarfilm) ernannt, an der er seit 1995 unterrichtet. 2005 wurde er auch deren Künstlerischer Direktor und 2007 alleiniger Geschäftsführer. Neben seiner Tätigkeit als Dozent und Filmemacher veröffentlichte Thomas Schadt mehrere Bücher zu den Themenschwerpunkten Dokumentarfilm und Fotografie. In seinen Dokumentarfilmen greift er immer wieder aktuelle Themen auf, distanziert sich aber bewusst von einem an Sensationen orientierten Journalismus. „Wir drehen, wo andere nicht mehr drehen“, erklärte er einmal. Selbst trockene Gegenstände werden in seiner zurückhaltenden Beobachtung zu aufregenden Prozessen der Wirklichkeit. In seiner Antrittsrede als Direktor an der Filmakademie Ludwigsburg formulierte er einen seiner wesentlichen Grundsätze: „Eines gibt es, was ein Bild enthalten muss: die Menschlichkeit des Augenblicks. Eine solche Fotografie ist Realismus. Doch Realismus allein reicht nicht aus, es muss die Kraft des Vorstellungsvermögens hinzukommen. Beides zusammen kann ein gutes Bild entstehen lassen. Es ist schwierig, die dünne Linie zu markieren, bei welcher die Materie endet und der Geist beginnt.“